Ledischiffe – Schwertransport auf dem Wasserweg
Die Seen und schiffbare Flüsse waren in der Schweiz praktische Verkehrswege, lange bevor es Eisenbahnen und gute Strassen gab. Und auch heute noch bietet das Wasser gegenüber dem Strassentransport viele Vorteile. Die JMS nutzt diese seit der Firmengründung 1929.
Ledischiffe – in der Zentralschweiz auch als «Nauen» bekannt – dienen der Massenfracht (oft Kiestransport) auf Seen und Flüssen. Rund 200 solcher Schiffe sind auf zwölf Schweizer Seen unterwegs. Die JMS hat drei solcher Frachtschiffe auf dem Zürichsee im Einsatz, wobei das grösste rund 300 Tonnen Ladekapazität fasst, die beiden kleineren 200 Tonnen. Mit einer einzigen Schiffsfahrt können so bis zu 13 Lastwagenfuhren eingespart werden. Das freut Mensch und Natur, denn der Transport mit dem Schiff braucht bedeutend weniger Diesel.
An einem frühen Dezembermorgen besuchen wir die beiden Schiffsführer Kurt Dubacher und Markus von Aarburg bei ihrer Arbeit. Eine halbe bis eine Stunde dauert die Beladung des Schiffes. Kies und Sand werden direkt per Förderband aus dem Kieswerk Grynau aufs Schiff befördert. Der Bauch des Schiffes bietet drei grosse Container für den Transport von verschiedenen Kies- und Sandsorten. Heute wird Sand 0/4, Kies 8/16 sowie 16/30 geladen. Die Zahlen stehen für die Durchmesser der Körner.
Während das Förderband Kies oder Sand ausspuckt, bewegen die beiden JMS-Mitarbeiter das Schiff stetig um wenige Zentimeter, um eine gleichmässige Beladung des Schiffes zu gewährleisten.
Sowohl Kurt Dubacher als auch Markus von Aarburg sind als Quereinsteiger zu Schiffsführern geworden. Kurt Dubacher hat ein Alters- und Pflegeheim geleitet, bevor er zur JMS kam, und Markus von Aarburg ist gelernter Bäcker, der auch schon einen Campingplatz bewirtschaftet hat. Rund zwei Jahre Arbeitserfahrung muss man als Matrose vorweisen können, bevor man die Prüfung zum Schiffsführer absolvieren kann, erzählen die beiden. Nebst hoher Zuverlässigkeit muss man technisches Verständnis mitbringen, denn gewisse Unterhaltsarbeiten am Motor werden auch von Schiffsführern geleistet.
Inzwischen ist das Schiff fertig beladen und die Fahrt vom Kieswerk Grynau zum Umschlagplatz Hurden kann losgehen. Gemächlich fährt die «Grynau» aus dem Hafen – ein Bild, das seit der Firmengründung 1929 Teil der JMS ist. Damals nämlich hat Johann Müller ein kleines Unternehmen für den Steinabbau und Schiffsbetrieb gegründet. Heute ist die JMS zur Gruppe herangewachsen, beschäftigt über 350 Mitarbeitende und wird in vierter Generation von Martin Jud geführt. Die Sorge zur Natur und ihr Engagement für die Nachhaltigkeit ist bis heute ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensphilosophie – dazu trägt auch das Ledischiff bei.
Übrigens: Die JMS hat zwei Ledischiffe zu Personenschiffen umgebaut. Das «MS Steinschiff» kann für Feiern auf dem Zürichsee – zum Beispiel für Hochzeiten oder Firmenfeste – gemietet werden kann.