«Integrierte Sicherheit» senkt Unfallzahlen bei der JMS-Gruppe
Sicherheit am Arbeitsplatz wird bei der JMS-Gruppe seit jeher grossgeschrieben. Aber trotz Schulungen und klaren Regeln blieben die Unfallzahlen verhältnismässig hoch. Der Geschäftsleitung war klar: Um die Situation grundlegend zu ändern, braucht es nebst technischen Massnahmen auch ein Umdenken bei allen Mitarbeitenden. Genau das wird mit dem Projekt «Integrierte Sicherheit» verfolgt. Erfahren Sie im Interview mit CEO Martin Jud mehr dazu.
Nicht nur die richtige Arbeitskleidung, sondern auch konzentriertes Arbeiten und aufgeräumte Baustellen tragen dazu bei, Unfälle zu vermeiden.
Martin Jud, im Sommer 2017 hat die JMS-Gruppe das Projekt «Integrierte Sicherheit» gestartet. Das Ziel ist, die Arbeitssicherheit zu verbessern. Was war der Auslöser dafür?
Die Versicherungsstatistik hat gezeigt, dass unsere Unfallzahlen über dem Durchschnitt unserer Branche lagen. Zum Glück sind wir vor schweren Unfällen verschont geblieben, aber auch ein eingeklemmter Finger hier und ein verstauchter Fuss da verursachen unnötig Schmerzen und Kosten. Für uns war klar, dass wir an der Situation etwas ändern müssen. Unser Ziel lautet: Jeder soll am Feierabend unversehrt nach Hause gehen können. Wir haben daraufhin die Zusammenarbeit mit der SUVA gesucht, weil wir von guten Resultaten dieses Projektes bei anderen Unternehmen wussten. Das hat uns angespornt.
Wie ist die SUVA vorgegangen?
Die SUVA hat einen zweitägigen Rundgang durch unsere Werkstätten und Baustellen gemacht und den Ist-Zustand aufgenommen. Daraus haben sie ein umfassendes Dossier mit kritischen Situationen und Details erstellt – zum Beispiel fehlende Absperrungen oder Stolperfallen.
Wie ist das Projekt danach weitergegangen?
Wir haben ein Projektteam gebildet mit Vertretern aus jeder Abteilung und anhand der Ist-Aufnahme der SUVA einen Massnahmenkatalog erstellt: Was kann man machen? Was sind Lösungen für die bestehenden Probleme?
Im Oktober und November 2017 haben wir ein zweitägiges Kaderseminar durchgeführt. Da waren alle dabei, die Leute führen, vom Polier über Bauführer bis hin zur Geschäftsleitung. Die Idee dahinter war, dass Führungspersonen die definierten Massnahmen ihren Mitarbeitenden im Arbeitsalltag weitergeben.
Jede Abteilung musste Sofortmassnahmen definieren und umsetzen, alle Arbeitsprozesse wurden systematisch auf Risiken und Gefahren hin untersucht und Gegenmassnahmen zur Gefahrenreduktion definiert. In der zweiten Jahreshälfte sollen diese gezielt im gesamten Betrieb instruiert und darauf laufend trainiert werden.
Welche Massnahmen wurden bereits umgesetzt?
«Integrierte Sicherheit» läuft auf allen Ebenen ab. Es gibt keine Massnahme, die alleine alle Probleme löst, sondern eine Vielzahl an kleinen, meist wenig revolutionären Veränderungen, die zusammen eine verbesserte Sicherheit herbeiführen.
So haben wir neu Monatsthemen inkl. Trainings sowie die teils durch externe Spezialisten durchgeführten Halbtagesschulungen organisiert, zum Beispiel Höhensicherungskurse. Jeder Mitarbeiter muss über die Monatsthemen instruiert und entsprechend trainiert werden. Das Tragen der PSA (Persönliche Schutzausrüstung) und der Umgang mit den «Lebenswichtigen Regeln» wurden auch forciert.
Zudem haben wir die interne Kommunikation vereinfacht. Neu ist sie schneller und hat einen stärkeren Bezug zu den Mitarbeitenden. Viele weitere Massnahmen sind noch in der Pipeline und werden im Laufe der nächsten Monate konkret angegangen. Aktuell sind wird dabei, die einzelnen Tätigkeiten zu analysieren und daraus spezifische Massnahmen abzuleiten, zugeschnitten auf spezielle Arbeiten einzelner Teams. Es ist uns wichtig, nicht nur allgemeine Themen abdecken, sondern in die Tiefe zu gehen.
Sie haben die Monatsthemen erwähnt, die ein wichtiges Instrument darstellen. Was ist darunter zu verstehen?
Monatsthemen sind eine Art Training, das die Führungspersonen mit den Mitarbeitenden regelmässig durchführen. Jeden Monat gibt es einen neuen Input mit Anschlagsmitteln, Fotodokumenten usw. Dazu gehört zum Beispiel der richtige Umgang mit Leitern oder Gasflaschen oder das Anschlagen von Lasten mit dem richtigen Hebezeug. Auch an und für sich banale Themen sind dabei, die aber einen grossen Einfluss auf die Unfallzahlen haben, beispielsweise der «360-Grad-Risikorundumblick»: Wer auf die Baustelle kommt, legt nicht gleich mit seinen Arbeiten los, sondern nimmt sich eine Minute Zeit, um sich einen Überblick zu verschaffen. Gefahrenzonen wie herumliegende Bretter können so einfach erkannt und eliminiert werden. Auf diese Weise kann jeder dazu beitragen, dass auf der Baustelle Ordnung herrscht.
Wie reagieren die Mitarbeitenden der JMS-Gruppe auf das Projekt?
Mehrheitlich positiv, denn es ist ja auch in ihrem Interesse, gesund zu bleiben. Doch wie bei jedem Veränderungsprozess gibt es auch bei diesem Projekt vereinzelt Personen, die an alten Zöpfen festhalten. Ich möchte aber betonen, dass das einige Wenige betrifft und bin zuversichtlich, dass wir auch sie im Laufe des Projekts von den Vorteilen der «Integrierten Sicherheit» überzeugen können.
Können Sie bereits Veränderungen beobachten?
Ja, es gibt jetzt schon spürbare Verbesserungen. Die Unfallstatistik vom ersten Quartal 2018 weist eine Reduktion der Betriebsunfälle von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Diese Leistung ist beachtlich und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dass die Zielvorgaben trotz hoher Auslastung erreicht werden konnten, zeigt auch das grosse Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, über das ich mich sehr freue.
Wie lange wird das Projekt «Integrierte Sicherheit» noch weitergeführt?
Viele Unfälle sind auf Unaufmerksamkeit und Nachlässigkeit zurückzuführen. Wir möchten in den Köpfen unserer Mitarbeitenden wieder präsent machen, was alles nötig ist, um sicher arbeiten zu können. Bis neue Arbeitsmuster zum Alltag werden, braucht es Zeit. In diesem Projekt gehen wir in kleinen Schritten vorwärts, um einen nachhaltigen Erfolg zu gewährleisten.
Wir gehen davon aus, dass es zwei Jahre dauert, bis sich die Massnahmen im Betrieb etabliert haben und im Alltag gelebt werden. Das Thema Arbeitssicherheit wird aber natürlich auch nach Projektabschluss nicht an Bedeutung verlieren und weiter gepflegt werden. Die Monatsthemen bspw. werden einen festen Platz im Betrieb einnehmen und schon bald nicht mehr wegzudenken sein.
Drei Beispielprojekte zur Unfallprävention:
Podest für Bohrgeräte (JMS RISI)
Dank dieser Leiter mit Arbeitspodest können Schläuche am Bohrgerät befestigt werden, ohne dass am Gerät hochgeklettert werden muss.
Deponien: Kippen mit Anschlägen (JMS)
Um Unfälle bei Unaufmerksamkeit zu verhindern, wurden unsere Kippen mit Anschlägen versehen. So stehen die Lastwagen horizontal und vertikal sicher auf dem Boden.
Kieswerke (JMS)
Damit auch in luftiger Höhe sicher gearbeitet werden kann, hat die JMS für ihre Kieswerke zwei Teleskop-Hebebühnen angeschafft.