«Man kommt an Orte, die man sonst nie sehen würde»
Die Lehre «Entwässerungstechnologe/-login» gibt es in der Schweiz erst seit Kurzem. Was zu diesem spannenden Beruf gehört, erklärt Philipp Lagler. Er ist Leiter Kanalreinigung und -inspektion bei Landolt Transport AG und betreut die Lernenden Entwässerungstechnologie.
«Entwässerungstechnologen sollten technisches Verständnis mitbringen und dürfen keine Platzangst haben», erklärt Philipp Lagler von der Landolt Transport AG.
Herr Lagler, was macht ein Entwässerungstechnologe?
Wir erledigen zahlreiche Arbeiten rund um das Entwässerungssystem. Grundsätzlich fallen Arbeiten in den Bereichen Wartung, Inspektion und Sanierung an.
Bei einem grossen Auftrag fahren wir mit drei Equipen los: ein Lastwagen, ein Kleinbus und ein Fernsehmobil. Je nach Durchmesser der Rohre ist ein anderes Fahrzeug verantwortlich. Öffentliche Rohre sind beispielsweise viel grösser als Privatrohre. Bei grossen Rohren wird der Lastwagen eingesetzt.
Auch bei kleineren Aufträgen sind wir immer mindestens zu zweit unterwegs. Man darf die Schächte nämlich nicht alleine besteigen. Wir haben zwar Gaswarngeräte, die uns sagen, ob es zu viel CO2 im Schacht hat, aber im Notfall muss der Arbeiter im Schacht immer gerettet werden können. Glücklicherweise ist bei uns noch nie etwas passiert.
Wie hat sich der Beruf in den letzten Jahren verändert?
Mit der Digitalisierung hat sich bei uns vor allem im Bereich Kanalfernsehen einiges getan: Die heutigen Kameras haben eine viel bessere Qualität. Und auch die Kommunikation mit den Programmen der Ingenieure ist viel einfacher geworden. Es gibt aber auch Bereiche, die sich nicht gross verändert haben, beispielsweise die Wartung. Da wird auch heute noch auf die Wasserdüse gesetzt.
Die Lehre «Entwässerungstechnologe/-login» gibt es erst seit 2014. Wie ist man früher Entwässerungstechnologe geworden?
Früher waren alles Quereinsteiger. Auch ich bin eigentlich gelernter Landmaschinenmechaniker. Aber bereits als Jugendlicher habe ich in einer kleinen Kanalreinigungsfirma ausgeholfen und den Beruf so kennengelernt. Später habe ich als Mechaniker bei Landolt Transport gearbeitet. Nach einigen Jahren hat es mich wieder gepackt und ich habe intern zur Kanalreinigung gewechselt, wo ich nun seit neun Jahren arbeite.
Was macht die Lehrstelle bei Landolt Transport besonders?
Bei uns ist ein grosses Fachwissen vorhanden und wir freuen uns immer darauf, dieses Wissen an Interessierte weiterzugeben. Ich bin selber Prüfungsexperte im Verband und betreue als Lehrmeister die Lernenden direkt selber.
Die Lehre kann auf drei Schwerpunkten abgeschlossen werden: Wartung, Inspektion und Sanierung. Wir bei Landolt Transport setzen den Fokus auf die Wartung, das heisst die hydrodynamische Reinigung mit Wasser, um Schäden vorzubeugen. Aber auch die anderen Bereiche des Berufes werden den Lernenden beigebracht.
Was muss man für diese Lehre mitbringen?
Man muss gerne draussen arbeiten, egal bei welchem Wetter. Ein gewisses technisches Verständnis ist von Vorteil, ebenso ein räumliches Vorstellungsvermögen. Und man darf keine Platzangst haben, die Rohre sind teils sehr eng.
Die Ausbildung eignet sich nur für Schulabgänger, sondern auch für Quereinsteiger, die eine Zweitlehre machen möchten.
Würden Sie sich wieder für den Beruf Entwässerungstechnologe entscheiden?
Auf jeden Fall. In unserem Beruf kommt man an Orte, die man sonst nie sehen würde. Es ist wahnsinnig interessant, wie beispielsweise Städte unter dem Boden aussehen und wie sie aufgebaut sind. Die ganzen Bauwerke rund um das Entwässerungssystem bekäme man sonst nie zu Gesicht.
Natürlich hat jeder Beruf seine Schattenseiten. Als Entwässerungstechnologe muss man mit den speziellen Gerüchen leben können, was anfänglich gewöhnungsbedürftig ist. Aber in der Hektik des Arbeitsalltags vergisst man diese leicht und gewöhnt sich schnell daran.
Ab Sommer 2017 hat Landolt Transport AG noch eine Lehrstelle als Entwässerungstechnologe/-login frei. Interessiert? Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.
Schauen Sie auch unser Video zum Beruf Entwässerungstechnologe